Foto: DAN Europe staff
Erkenntnisse aus Unfällen

Die Geschichte vom Ehering

Achte auf Deine Finger beim Tauchen!

Ein Ehering ist kein Schmuck, sondern ein Statement. Das ist klar. Aber, muss man ihn wirklich tragen, wenn man tauchen geht? Lies unsere Geschichte und entscheide selbst.

Es war etwa zur Weihnachtszeit in der Urlaubssaison 2014/2015, als DAN Europe zwei sehr ähnliche Fälle erreichten. Zwei DAN-Mitglieder verloren beim Tauchen an sehr unterschiedlichen Orten in der Welt – den Malediven und Brasilien – beinahe ihren Ringfinger.

Wer würde sich nicht an der Reeling festhalten, wenn das Boot schaukelt, weil ein anderes Boot gerade zu nahe vorbeigefahren ist oder es etwas stürmt? Das ist alles, was die Männer taten, als sie sich zum großen Sprung ins kühle Nass für ihren Tauchgang startklar machten. Aber Vorsicht! Dabei sollte man nach Schrauben, Haken oder anderen kleinen Metallteilen Ausschau halten, die irgendwo aus der Reeling abstehen! Zum Beispiel können Schrauben für ein Sturm-Verdeck ziemlich tückisch sein. Wenn man dort mit seinem Ehering hängenbleibt, ist es einfach unmöglich, dass das ganze Gewicht des Tauchers, seiner Ausrüstung und der Kraft des Sprungs gehalten werden könnte. Ein kleiner Finger kann dem nicht lange standhalten und wird einfach augenblicklich vom Rest des Körpers abgetrennt. Dies ist es, was beiden Männern passierte.

Während der eine der Männer in das Wasser unter sich eintauchte, blieb sein Finger an einer Schraube des Sturm-Verdecks hängen, noch am Ehering baumelnd. Unschön anzuschauen, aber eigentlich ganz gut, weil die Mannschaft den Finger – oder seine Überreste – einsammeln und auf Eis legen konnte, um ihn später wieder annähen zu lassen.

Im Falle des anderen Manns riss der Finger komplett ab und fiel ins Meer! Glücklicherweise wartete die Ehefrau bereits im Wasser und konnte den Finger abfangen.

In beiden Fällen war es ein wahrer Schock für jeden Beteiligten und sehr schmerzhaft für die Verletzten. Die Mannschaft des Bootes war jedoch äußerst hilfreich, rief sofort den Medizinischen Notdienst und führte Erste-Hilfe-Maßnahmen durch, um die Blutung zu stoppen und die Männer zu beruhigen.

In einem der Fälle konnte ein Hubschrauber gerufen werden, weil der Freund des Verunglückten glücklicherweise Pilot war. Daher konnte er – zusammen mit seinem Finger – umgehend in eine Klinik in Sao Paulo evakuiert werden. Der auf den Malediven Verunfallte wurde zunächst mit dem Boot in das nächstgelegene Krankenhaus in Male gebracht, musste jedoch weiter nach Singapur evakuiert werden, wo derart anspruchsvolle  handchirurgische Versorgung möglich war. Nerven, Sehnen, Muskeln, Knochen, Knorpel, Blutgefäße und Haut richtig miteinander zu verbinden und möglichst die volle Funktionsfähigkeit des Fingers und der Hand wieder herzustellen, ist keine leichte Aufgabe. Es ist ein Wunder, wenn man es sieht – ein Wunder, das sieben Stunden im Operationssaal gedauert hat, bis es zustande kam.

Nach einer Verletzung und Operation wie dieser wundert es niemanden, dass das umgebende Gewebe im Verlauf des Heilungsprozesses zunächst einmal abstirbt, also nekrotisch wird. Die brasilianischen Ärzte bekamen dies mit hyperbarer Sauerstofftherapie (HBOT) in einer Druckkammer wieder in den Griff. HBOT-Druckkammerbehandlungen werden erfolgreich eingesetzt im Rahmen effektiver Wundheilung bei bakteriellen Streptokokken- oder Staphylokokken-Infektionen der Haut und bei Diabetischem Fuß. Druckkammern sind also nicht nur zur Behandlung von Symptomen der Dekompressionskrankheit geeignet.

Nicht nur die Operation war aufwendig, sondern auch die Genesung dauerte extrem lange – und ist noch nicht abgeschlossen. Acht Monate später hat einer der Männer immer noch nicht das volle Gefühl in seinem Finger zurück. Sechs weitere Monate Physiotherapie sollen dies schaffen.

Die Kosten für die Evakuierung, Hand-OP, Krankenhausaufenthalt und hyperbare Behandlungen in der Druckkammer beliefen sich in einem der Fälle auf etwa 100.000 EUR.

Wir von DAN Europe denken, dass wir unsere Mitglieder darüber informieren sollten. Es kann einem offenbar eine Menge Ärger erspart bleiben, wenn man seinen Schmuck, besonders Ringe, auch Ohrringe und Piercings ablegt, bevor man tauchen geht.

Entscheiden Sie selbst!


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