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Netiquette beim Tauchen

Benimmregeln für Taucher – Boote und Schlauchboote

Die meisten Tauchgänge auf diesem Planeten beginnen auf einem Boot. Wenn man nicht gerade ein VIP-Taucher ist, müssen sich die meisten von uns an Bord an begrenzten Platz, baumelnde Leitern, leicht erregbare Crewmitglieder und instabile Ausrüstungsteile anpassen. In dieser Umgebung können unüberlegte Bewegungen schnell zu peinlichen Patzern und langen Gesichtern führen. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Ursachen und die Möglichkeiten, solche Peinlichkeiten zu verhindern. Harmonie und Ordnung an Bord sorgen für Komfort, und Komfort ist das Fundament der Sicherheit.

Schuhe

Schuhe an Bord sind eine der Hauptursachen für Spannungen zwischen der Bootsbesatzung und Tauchern. An Bord bewegt man sich aus Gründen der Sauberkeit generell barfuß. Manche Schuhe können Schäden an den Deckplanken aus teurem Teakholz, an empfindlichen Lacken, an rutschfesten Matten und an den Füßen anderer Leute verursachen. Jedes Boot hat eigene Regeln für das Ablegen und die Aufbewahrung von Schuhen. Sie werden diese Regeln spätestens dann verinnerlichen, wenn Sie jemand anschreit. Besser ist, vorher zu fragen. Neoprenschuhe sind selbstverständlich im gesamten Nassbereich des Boots erlaubt. Wenn Sie mit Tauchschuhen unter Deck gehen, kann dies auf manchen Booten jedoch ein plötzliches Gewitter auslösen.

Platz nehmen

Boote füllen sich wie Busse und Flugzeuge: von hinten nach vorne. Die Sitze nahe dem Ein- und Ausstiegspunkt sind für weniger erfahrene und körperlich schwächere Taucher reserviert, sowie für die Divemaster. Und Schlauchboote? Wenn eine Leiter vorhanden ist, sollte die Person mit den größten Schwierigkeiten dort sitzen. Im Bugbereich sitzen Taucher, die bisher noch keinen Bandscheibenvorfall hatten.

Ausrüstung

Jeder Taucher kennt die physikalischen Gesetze für das Verhalten von Leinen und Seilen: „Was sich verheddern kann, verheddert sich auch.“ Andere Ausrüstungsteile haben die entgegengesetzte Tendenz: Dinge lösen sich. Flaschen und Blei landen auf Atemreglern, Tauchcomputern, und hin und wieder auch Füßen. Es folgen Wut und Trauer. Die Stimmung an Bord sinkt. Es ist daher eine gute Idee, Flaschen und Bleigurte in Bodennähe zu lagern. Ein Bleigurt sieht aus wie der andere, und so verwundert es nicht, dass es häufig zu Verwechselungen kommt. Lassen Sie Ihre Ausrüstung nicht herumliegen. Ordnung an Bord verbessert die Stimmung und hilft, unangenehme Situationen zu vermeiden. Wenn Sie Ihren Tauchcomputer herumliegen lassen, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes ihn versehentlich benutzt und seine Tauchgänge mit Ihrem Reststickstoff plant.

Umkleiden

Schwimmkleidung, die den ganzen Tag getragen wurde, kann unbequem werden. Sich in der Öffentlichkeit umzuziehen kann jedoch scharfe Reaktionen auslösen. Mitglieder bestimmter ethnischer Gruppen können da nachsichtig sein: Skandinavier, Deutsche, Schweizer, Niederländer, Spanier, Japaner und Papuaner. Bei allen anderen wäre es ratsam, die Operation mit Hilfe eines Sarongs, Bademantels oder Badetuchs diskret durchzuführen.

Trockenbereich und Nassbereich

Der gesamte Bereich unter Deck, und in vielen Fällen auch das Sonnendeck oder Oberdeck, gelten generell als Trockenbereiche. Der Zutritt im nassen Zustand ist nicht gestattet. Je nach Klima und Bootstyp kann es natürlich Ausnahmen geben. Auch wenn der Zutritt mit nasser Kleidung gestattet ist, ist es immer ratsam, ein Handtuch auszubreiten, um die kostbaren Kunststoffpolster vor hässlichen Flecken und Wellen zu schützen.

Trinkwasser und Waschwasser

Die Geschichte lehrt uns, dass das Teilen von Flaschen und Gläsern zu vermeiden ist – ein Akt der Höflichkeit mit solider wissenschaftlicher Grundlage. Merken Sie sich, wo Sie Ihr Getränk abgestellt haben. Wenn Sie zwecks Wiedererkennung das Flaschenetikett entfernen, denken Sie daran, dass etwa 90% der Taucher das Gleiche tun werden. Schreiben Sie besser Ihren Namen darauf. Trinkwasser ist auf See so kostbar wie in der Wüste. Im besten Falle kostet die Produktion eine Menge Energie. Ganz gleich wie viel Sie für den Tauchgang bezahlt haben, das Vermeiden langer Duschbäder nach dem Tauchen ist ein Zeichen des Respekts für die Umwelt und die anderen Taucher auf dem Boot. Fakt: Die Haut von Tauchern ist salzresistent.

Sonnenmilch

Das Vermeiden von Sonnenmilch ist ein Akt der Freundlichkeit gegenüber Ihrer Ausrüstung (besonders der Maske), gegenüber anderen Tauchern (keine rutschigen Handgriffe), und besonders gegenüber den Korallen. Es wird zu wenig darüber geredet, aber Sonnenmilch kann sehr schädlich für Korallen sein und mehr Schaden anrichten als die globale Erwärmung. Umweltbewusste Taucher sollten nur zertifiziert korallenfreundliche Sonnenmilch verwenden. Eine alternatiive Lösung ist, bei Mangel an Schatten einen Hut und Kleidung mit UV-Filter zu tragen.

Mahlzeiten

Einen Taucher mit Stil erkennt man daran, dass er seinen Teller NICHT überfüllt.

Gegenstände mit dem Hang zu fliegen

Wind und Bewegungen regen leichtere Gegenstände dazu an, zu fliegen und das Wasser zu erreichen. Leere Plastikbecher und -flaschen können auch vom Boden eines Korbs aus in die Luft gehen. Leider finden Sie solche Becher und Flaschen immer noch auf manchen Booten für Tagestouren oder Safaris, wenn Ihre eigene persönliche Wasserflasche (Sie haben sicherlich eine, oder?) für den täglichen Wasserbedarf zu klein ist. Wenn Sie Plastikflaschen verwenden, pressen Sie diese vor dem Wegwerfen auf dem Deck flach zusammen. Wenn Sie die Kappe dann direkt wieder aufschrauben, bleibt die Flasche klein. Schließen Sie außerdem den Reißverschluss Ihres Neoprenanzugs, nachdem Sie diesen aufgehängt haben. Auf dem Wasser kann der Wind unerwartet stark und böig sein.

Passagen und Manöver

Bleiben Sie auf Booten nie in Durchgängen stehen. Wenn doch, lassen Sie ausreichend Platz, dass Mitglieder der Besatzung noch durchpassen. Bootsteile wie Ankerwinde, Klampen und Leinen, bei Segelbooten auch Masten und Winden, sollten frei von Neoprenanzügen, Handtüchern und Menschen bleiben. Fragen Sie am besten die Besatzung, wo Sie sitzen und Ihre Ausrüstung zum Trocknen aufhängen können. Versuchen Sie nicht, der Besatzung bei Manövern zu „helfen“. Fragen Sie, bevor Sie handeln.

Türen und Bullaugen

Das häufigste – und nervigste – Geräusch auf einem Boot ist ein rhythmisches Schlagen. Türen, Luken und Bullaugen sollten geschlossen oder mit Haken gesichert sein. Dies schont nicht nur die Nerven: Quetschungen sind keine Seltenheit auf Booten, und es gab auch schon Fälle von Amputationen durch zuschlagende Türen oder Luken.

Die Toilette

Widmen wir uns einem der problematischeren Themen an Bord: der Toilette. In 99% der Fälle sieht die Toilette so aus, wie Sie es von zuhause gewohnt sind – allerdings mit einem zusätzlichen Handgriff und einem Hebel. Viele Taucher haben mit der Bedienung dieser zwei Teile Probleme. Der Griff wird wie eine Fahrradpumpe benutzt – drücken und ziehen. Die Schlüsselfunktion hat jedoch der mysteriöse Hebel. Je nach Position lässt er Wasser ab oder pumpt Meerwasser nach. Diese beiden Funktionen können nicht gleichzeitig verwendet werden. Bootstoiletten reagieren außerdem allergisch auf Klopapier. Die Reaktion manifestiert sich als plötzliche Verstopfung. Sie verstehen. Neben der Toilette finden Sie immer einen Behälter mit Deckel. Das Papier gehört dort hinein. Manche Boote haben Abwassertanks, andere nicht. Im Zweifelsfall ist es weise, die Toilette nicht zu benutzen, wenn das Boot vor Anker liegt.

Bewegen an Bord 

Viele Taucher, besonders wenn sie erfahren sind, entwickeln eine derart symbiotische Beziehung zu ihrer Ausrüstung, dass sie gelegentlich vergessen, dass sie sie tragen. Die Kollision einer Flasche mit einem menschlichen Körper ist schmerzhaft. Kontrollieren Sie, wo Sie mit Ihrer Flasche sitzen und vermeiden Sie rasche Bewegungen jeder Art. Nach dem Einstieg ins Wasser empfiehlt es sich, dem nächsten Taucher Platz zu machen. Bleiben Sie beim Weg zurück aufs Boot nicht auf oder an der Leiter stehen. Und das Herumlaufen auf dem Boot mit einem Getränk in der Hand, besonders wenn es sich um ein Heißgetränk handelt, ist keine gute Idee.

Erfahrene Taucher werden diese Ratschläge sicherlich kennen und haben vielleicht etwas hinzuzufügen. Vorschläge sind willkommen. Das Ziel ist, weniger erfahrenen Tauchern zu helfen, ihren Wohlfühlindex an Bord zu verbessern.

Der beste Ratschlag ist jedoch der letzte. Er stammt von Douglas Adams, begeisterter Taucher und Autor des berühmten Buchs Per Anhalter durch die Galaxis: „Vergessen Sie Ihr Handtuch nicht.“


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