Die Top 50 Kult-Tauchplätze

Höhlentauchen in der Billinghurst Cave

Ort: Reqqa Point, Gozo

Art des Tauchgangs: Grotten-/Höhlentauchgang

Level: Erfahrene Taucher, am besten mit speziellem „Cavern Diver“-Brevet bzw. Höhlentaucher

Maximale Tiefe: 27 Meter

Während Malta weltweit eher als Tauchdestination für tolle Wracktauchgänge bekannt ist, bietet die Schwesterinsel Gozo eine andere, sehr vielfältige Topographie: Felsspalten, Tunnel, Grotten und Höhlen. Billinghurst Cave gehört im Moment zu den wenigen großen und seltenen Höhlen der Inseln, die schon entdeckt, erforscht und für Taucher zugänglich sind.

Dieses Schmuckstück wurde in den späten 80er Jahren von der Zweigstelle des British Scuba Aqua Clubs (BSAC) in Billinghurst entdeckt, daher auch der Name. Aufgrund des Geräusches, das die Wellen im Winter machen, wenn sie gegen die Durchgänge prallen, wird sie auch oft „donnernde Höhle“ genannt. Ihr ursprünglicher, lokaler Name „Ghar Ix-Xih“ bedeutet allerdings „Die Höhle des alten Mannes“.

BRIEFING

Da sich der Tauchplatz bei den nördlichen Klippen von Gozo befindet, ist die geologische Beschaffenheit an der Oberfläche und unter Wasser hier durch Globigerina-Kalk, blauen Ton und Untere und Obere Korallenkalkformationen geprägt, die für die maltesischen Inseln äußerst charakteristisch sind.

Der Parkplatz befindet sich direkt über dem Billinghurst-Tauchplatz. Die riesige Höhle ist allerdings nicht das ganze Jahr über von der Küste aus zugänglich, sondern nur so lange, wie die 5-Meter lange Leiter, die über dem 30 Meter breiten Eingang hängt, nicht von den Wellen zertrümmert wird, die durch die auf Gozo häufig vorkommenden Nordwest-Winde entstehen.

Der Eingang zur Höhle ist etwa 30 m breit und 20 m hoch und hat eine maximale Tiefe von 27 m. Er öffnet sich auf einer Länge von 100 m zum „Eisenbahntunnel“ hin, der aus Unterem Kalkstein besteht und am Eingang mit feinen, empfindlichen Korallen bedeckt ist.

Je weiter es hineingeht, desto weniger Tageslicht dringt in die Höhle und je mehr verwandelt sich der Sand- bzw. Kiesboden zum südlichen Ende hin zu einem Haufen riesiger Felsbrocken. Wer sich in Richtung Westen in flacherem Wasser fortbewegt, den führt der Tunnel zu einer gigantischen Höhle, einem stockdunklen Gewölbe, das sich in zwei große Plateaus in je sieben bzw. drei Metern Tiefe aufteilt. Das Gewölbe hat einen Durchmesser von 20 m und ist ein mit Gas gefüllter Raum, in dem man zwar auftauchen, aber nur aus dem Regler atmen kann.

In der Höhle beginnt bei 25 m eine Höhlenleine, die zum flacheren Plateau führt. Bei der Höhlenrunde kann man sich auf verschiedenen Ebenen die wie geschnitzt wirkenden Wände des Gewölbes genauer ansehen. Entlang des Weges befinden sich einige „Pfeile“, die den Weg zum Ausgang zeigen und nicht entfernt werden dürfen.

SICHERHEITS-CHECK

Für diesen Tauchgang ist eine gute körperliche Fitness notwendig. Außerdem muss sich der Taucher immer sehr bewusst sein, was sich unter Wasser gerade über ihm befindet.

Der 20 m lange Weg bis zu dem Handlauf, der den steilen Weg entlang zur Eingangsleiter hinunterführt, kann mit einer oder zwei Flaschen zu einer Herausforderung werden. Daher sollte man vor und nach dem Tauchgang viel trinken und daran denken, dass es hier keinen Schatten und auch sonst keine Anlage oder Einrichtung gibt.

Auch das Wetter kann sich auf der Insel rasch ändern, was dazu führen kann, dass der Ausstieg über die Leiter unmöglich wird. Daher sollte man vorher unbedingt die Wettervorhersage beachten oder sich in den Tauchbasen vor Ort beraten lassen. Falls die Bedingungen beim Ausstieg an der nordwestlichen Seite zu schwierig sind, gibt es noch eine Ausweichmöglichkeit am nordöstlichen Ende. Hierzu muss man aber 25 Minuten schwimmen und hoffen, dass die 10 m lange Leiter immer noch da ist!

Obwohl Billinghurst einen großen Grottenbereich (mit Tageslicht) hat, kann es zur Desorientierung kommen, wenn man tiefer in den Höhlenbereich eindringt und weniger natürliches Licht vorhanden ist. Außerdem kann es mit nur einer Flasche schwierig werden, die Entfernung bis zum Höhlenausgang zurückzulegen. Wer vorhat bis in den Höhlenbereich vorzudringen, der sollte unbedingt mit zwei Flaschen (Twinset/Sidemount) tauchen und richtig mit seinem Atemgasvorrat haushalten, damit er bei Ausrüstungsversagen immer noch ausreichend Atemgas und Ausweichmöglichkeiten hat. Beim Höhlentauchen muss man natürlich auch seinen Auftrieb und Trimm perfekt im Griff haben. Sind alle Ausrüstungsteile richtig verstaut und befestigt, wird weniger Schlamm aufgewirbelt und die Umwelt geschützt.

Angesichts der Tiefe des Höhleneingangs empfiehlt es sich außerdem, dass man seine Nullzeitgrenze immer gut im Blick behält. Taucher, die vorhaben, länger im tieferen Bereich zu bleiben, sollten außerdem besonders auf die richtige Nitroxmischung achten.

Obwohl in der Höhle zu Sicherheits- und Ausbildungszwecken eine Leine angebracht wurde, ist nicht garantiert, dass diese auch in gutem Zustand ist und tatsächlich der richtige Weg anzeigt wird. Man sollte die Leine dennoch immer im Blick behalten und darauf achten, dass man sich nicht darin verfängt. Für alles, was sich oberhalb des Tauchers befindet, gilt:

VORHER DIE RICHTIGE AUSBILDUNG MACHEN UND OHNE SPEZIELLE HÖHLENAUSBILDUNG NICHT WEITERTAUCHEN.

Zu guter Letzt sollte man außerdem für Notfälle immer eine Sauerstoffausrüstung und ein Handy dabei haben. Die nächste Druckkammer befindet sich im Krankenhaus von Gozo in Victoria. Man kann sich bei Notfällen aber auch an DAN wenden (dessen Hauptsitz übrigens auch auf Malta ist).

FOTO-TIPPS

Billinghurst Cave ist ein fantastischer Spielplatz sowohl für Weitwinkel- als auch für Makro-Fans. Wie immer beim Fotografieren gilt auch hier: regelmäßiges Überprüfen der Ausrüstung, des Gasvorrats, der Nullzeit und der Orientierung in Richtung Ausstieg sind Pflicht.

Wenn man einmal im Innern ist, sollte man sich unbedingt auch umdrehen und die atemberaubenden Kontraste im tiefen Blau des offenen Meeres am Ausgang und das Sonnenlicht bewundern, das durch die Wände in die Grotte eintritt. Das sind ideale Bedingungen für Silhouettenfotos.

Der wunderschöne Eingang voll sensibler Korallen ist sehr farbenfroh und voller Makroleben. Je nach Jahreszeit trifft man tiefer im Höhlenbereich dann auf ganze Gruppen von Garnelen. Auf jeden Fall sollte man nach dem Meeraal Ausschau halten, der schon seit Jahren an verschiedenen Stellen in der Höhle lebt. Wer die richtigen Strobes und Lampen dabeihat, dem bieten sich in der Höhle fantastische Möglichkeiten, im Gewölbe mit den Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche zu spielen, die die umgebenden Wände beleuchten.


Über den Autor

Audrey ist Tauchlehrerin für technisches Tauchen und spezialisiert auf Sidemount-Tauchen sowie die Ausbildung im Höhlentauchen in Europa und Mexiko. In der Tauchbranche ist sie außerdem für ihre Unterwasserfotos bekannt, bei denen sie technische Taucher in der Tiefe und Höhlentaucher porträtiert.

Ihre Arbeiten sind in Zeitschriften und Artikel in Wetnotes, Octopus, Plongeurs International, Perfect Diver, Times of Malta und SDI/TDI erschienen.


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