Safety
Selbstschutz bei Bootsbränden
Die jüngsten tragischen Bootsbrände, im September 2019 an Bord der MV Conception in den USA und im November auf der Suzanna in Ägypten, haben wieder einmal gezeigt, dass Tauchunfälle nicht nur beim Tauchen passieren.
Obwohl es so aussieht, als hätten beide Brände auf gleiche Art und Weise begonnen, werden wir die tatsächlichen Ursachen wohl erst erfahren, wenn die zuständigen Behörden ihre Ermittlungen abgeschlossen haben. Beide Unfälle haben allerdings etwas gemeinsam: Es gab Tote und beide Brände brachen nachts aus.
Taucher interessieren sich natürlich für diese Unfälle, denn sie fragen sich, wie man die Risiken minimieren und sich vor etwas schützen kann, über das man kaum oder überhaupt keine Kontrolle hat. Dieser Artikel bietet ein paar Hintergrundinformationen und Ratschläge für Taucher, die eine Reise mit einem Tauchboot planen.
Brandschutz auf Booten
Es kommt zwar in unserer Branche selten vor, trotzdem können diverse Ursachen auch auf Tauchbooten einen Brand auslösen. Eine Ursache kann ein Feuer im Motorraum sein, das aufgrund von Hitze und einem Kraftstoffleck ausbricht, oder andere leichtentzündliche Flüssigkeiten wie Reinigungsmittel oder Farblösungsmittel werden durch Funken von elektrischen Anlagen entzündet. Fehler in elektrischen Anlagen wie Überladungen oder Kurzschlüsse bei Kabeln und Geräten können auch austretendes Propan- oder andere Kochgase entzünden. Seit neuestem, zum Beispiel auf der Conception, geht man auch davon aus, dass fehlerhafte oder beschädigte Lithium-Ionen-Akkus, die eine nicht unerhebliche Menge intensiver Hitze erzeugen, Feuer entzünden.
Bootseigner sind generell dazu verpflichtet, sich an lokale Gesetze und Richtlinien zu halten, die gewissen Dinge regulieren, wie z. B. die Konstruktion der Boote, die Verwendung von feuerbeständigen Materialien, die Installation von Feuermelde- und Alarmanlagen, die Bereitstellung von Feuerlöschern, die Identifizierung von Notausgängen sowie die entsprechenden Hinweisschilder, die ggf. vorhanden sein müssen, bevor Boote oder Einrichtungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfen. Eigner sind auch dafür verantwortlich, dass Brandrisiko-Prüfungen erfolgen, die sich auf mögliche Brandursachen, -orte und -verbreitungsrichtungen konzentrieren und dafür, Verfahren einzuführen, die die entsprechenden Risiken reduzieren. Und schließlich müssen sie Notfallpläne entwickeln und umsetzen, mit denen sowohl Passagiere als auch gefährdetes Eigentum geschützt werden. Hierzu gehört auch, dass das Personal regelmäßig Feuerübungen macht. Die richtigen Schulungen zur Eindämmung und Löschung von Bränden sind eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme.
Obwohl Bootsbetreiber sich an die oben genannten Punkte halten sollten, ist das in der Realität nicht immer der Fall. Dementsprechend fordern wir Tauchbootpassagiere nachdrücklich auf, die folgenden Punkte ernst zu nehmen:
- Bestehe auf einem Sicherheitsbriefing, bei dem es nicht nur darum geht, wie Schwimmwesten verstaut werden, sondern vor allem darum, wie man sich bei einem Brand richtig verhält.
- Prüfe die Fluchtrouten und Notausgänge und versichere dich, dass sie zugänglich und benutzbar sind. Und mache dich mit den Öffnungsmechanismen von Türen und Luken vertraut, und zwar vor allem, wenn Unterkünfte unter Deck liegen.
- Vielleicht möchtest du auch überprüfen, ob es tragbare Feuerlöscher gibt, die zugänglich sind und kontrolliert wurden, oder ob es, was noch besser wäre, eine zentrale Sprinkleranlage gibt.
- Kontrolliere, ob Feueralarme und -detektoren (für Flammen, Rauch und Kohlenmonoxid) installiert sind und funktionieren. Frage nach, wann sie zuletzt getestet wurden.
- Prüfe, ob es ein (Feuer-) Überwachungssystem an Bord gibt. Dabei ist immer ein Crewmitglied wach und im Dienst, das die Sicherheit des Bootes gewährleistet und in der Lage ist, bei jeglicher Art von Notfall sofort einzugreifen. Das ist besonders für den Brandschutz wichtig und kann, je nach Ort, auch eine Vorschrift der Küstenwache sein.
- Wenn du einen Notfall erkennst musst du wissen, wen du benachrichtigen musst. Wenn du zu irgendeinem Zeitpunkt feststellst, dass das Crewmitglied abwesend ist oder schläft, wecke es auf oder suche nach einem anderen Crewmitglied. Das ist eine ernste Sache und sollte dem Crewmitglied mitgeteilt werden, das die Verantwortung auf dem Boot trägt, oder sogar dem Kapitän, je nachdem wie groß das Boot ist.
Evakuierungsverfahren
Ein Feuer kann sich schnell ausbreiten, Rauch kann die Sicht in kürzester Zeit auf Null reduzieren und die giftigen Gase im Rauch können jeden schnell lahmlegen. Die durch das Feuer erzeugte Hitze kann außerdem schwere Verbrennungen hervorrufen und den Zugang zu Ausgängen versperren. Die meisten Opfer erliegen jedoch dem Rauch und nicht ihren Brandverletzungen.
Daher sollte jeder sofort reagieren, wenn ein Feuer entdeckt wird.
Hier ein paar Tipps, wie man richtig handelt:
- Sobald du ein Feuer oder Rauch entdeckst, wecke andere auf oder aktiviere den Feueralarm.
- Verliere keine Zeit, indem du nach persönlichen Gegenständen suchst. Die Zeit drängt und selbst 30 Sekunden können zwischen Leben und Tod entscheiden.
- Bleib ruhig (ja, einfacher gesagt als getan!).
- Nimm keine Koffer oder Taschen mit. Dein Leben ist mehr wert als alles, was darin ist, und sie könnten dich behindern und Fluchtwege blockieren. Dadurch könnte deine und die Evakuierung anderer Menschen unmöglich werden.
- Wo es möglich und sicher ist, hilf anderen bei der Evakuierung.
- Folge den Anweisungen der Crew. Sie sollte besser ausgebildet und ausgerüstet dafür sein als du, ein Feuer einzudämmen, eingeschlossene Passagiere zu retten und deine Sicherheit zu gewährleisten.
- Wenn du in einem Raum ein Feuer siehst, dann öffne weder Türen noch Fenster, denn die zusätzliche frische Luft (also zusätzlicher Sauerstoff) entfacht das Feuer neu und beschleunigt seine Entwicklung und Intensität.
- Gehe niemals auf ein Boot zurück, das brennt. Das könnte dein Leben und das Leben der Crew gefährden.
Weitere Aspekte
Brände sind zwar selten, ihre Folgen können aber schwerwiegend und oft tödlich sein. Daher solltest du bei deinen Reisen die folgenden Punkte beachten.
Zunächst einmal ist es so, dass, obwohl in einer lebensbedrohlichen Situation vielleicht dein Überlebensinstinkt einsetzt und einige deiner Handlungen bestimmt, viele Menschen nicht wissen, was sie tun sollen. Daher ist es sehr hilfreich, wenn man sich bei einem Feuer mit Brandschutz auskennt und in Notfallverfahren geschult ist. Das hilft auf jeden Fall dabei, ruhig und konzentriert zu bleibe.
Bewahre neben deinem Bett eine kleine Tasche oder einen Behälter auf (wasserdicht, wenn du auf einem Boot bist), der gerade groß genug für deinen Pass, dein Portemonnaie und ggf. deine Medikamente ist. Er sollte so klein wie möglich sein, damit er deine Bewegungen nicht einschränkt und dich bei einer Evakuierung auf keinen Fall langsamer macht. Wenn du eine Brille trägst, und vor allem, wenn du diese bei einer Evakuierung brauchen würdest, sorge dafür, dass sie griffbereit ist, damit du keine Zeit mit Suchen verlierst.
Lade keine Batterien von Taschenlampen, Kameras (v. a. nicht von Videokameras und Lampen), Scootern oder anderen großen Geräten in deiner Kabine auf. Und vielleicht auch noch nicht einmal die Akkus deines Laptops, Tablets oder Mobiltelefons, wenn du nicht da bist oder schläfst. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es keine Rauchmelder gibt. Außerdem solltest du keine Steckdose mit zu vielen elektrischen Geräten überlasten. Das könnte leicht dazu führen, dass sich Verlängerungskabel, Adapter oder Steckdosenleisten überhitzen bzw. dass eine elektrische Überlastung zu einem Brand führt.
Seit den letzten tragischen Bootsbränden haben sich einige Taucher tragbare (haushaltsübliche) Kohlenmonoxid- oder Rauchmelder für ihre Kabinen zugelegt. Du könntest sogar eine kleine tragbare Rauchmaske mitbringen, die deinen Augen und Lungen schützt, falls du dir Sorgen wegen Brand- oder Rauchnotfällen machst. Das ist möglicherweise etwas, an das der Bootseigener auch denken könnte, je nachdem wo auf seinem Boot sich die Unterkünfte befinden.
Und zu guter Letzt, sei bitte besonders vorsichtig, wenn du an Bord eines Tauchboots rauchst. Entzündliche Materialien wie Kraftstoffe, Reinigungsprodukte und Sauerstoff werden oft in zugangsbeschränkten Bereichen aufbewahrt.
Tauchreisende, bitte denkt daran, dass Brandgefahr nicht nur auf Booten herrscht, sondern auch in den Hotels, in denen ihr unterkommt, und in den Tauchcentern, die ihr besucht. Wir sollten uns also darüber im Klaren sein, dass es uns auch an Land treffen kann.
Bist du Tauchprofi oder betreibst du ein Tauchcenter? Nimm an DANs HIRA-Projekt teil und reduziere die Risiken in deinem Tauchbetrieb.
Weitere Infos:
- Lithium-Ion Battery Safety
- Understanding where, when and how most fires start is the first step in reducing the risk of an onboard fire.
- California boat fire: Conception wasn’t built to charge dozens of phones, batteries and cameras. Did this cause the blaze?
- Woman Dies In Red Sea Liveaboard Fire
Über den Übersetzer
Tim Blömeke ist freier Übersetzer für Wissenschaft, Technik und Recht, sowie passionierter Wrack- und Höhlentaucher. Er unterrichtet Tauchen (Sport und Tec) in Taiwan und auf den Philippinen. Man erreicht ihn am besten unter [email protected].