Foto: Marcello Di Francesco
Die Top 50 Kult-Tauchplätze

Kult-Tauchgang: Barracuda Point, Pulau Sipadan

Tauchplatz: Barracuda Point

Ort: Malaysia, Insel Sipadan, 4° 6' N / 118° 37' O

Art des Tauchgangs: Steilwand, Strömung 

Maximale Tiefe: 40 m

Level: mittel bis fortgeschritten (bei Strömung)

Wassertemperatur: 27° C – 29° C

Beste Reisezeit: Hier kannst du das ganze Jahr über tauchen. Die beste Zeit ist allerdings von April bis Dezember und die wirklich besten Bedingungen herrschen im Juli und August. Von Januar bis März regnet es sehr viel und die Sicht kann eingeschränkt sein.  

Ein Wirbel aus Makrelen – das sollte man vor der Insel Sipadan nicht verpassen. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F10  1/125  iso 200)


Dieser Tauchplatz befindet sich im Malaysischen Borneo, vor der berühmten Insel Sipadan in der Celebessee. Ein magischer und faszinierender Ort, den Jacques Cousteau vor genau 50 Jahren als ein einzigartiges und makelloses Kunstwerk beschrieb! Heute ist er einer der 5 Meeresschutzparks, die von der Malaysischen Regierung eingerichtet wurden.

Es ist kein Zufall, dass die Gegend schon immer als eines der Top-Tauchziele weltweit gilt. Egal, ob nun aufgrund der Qualität der Tauchplätze oder speziell aufgrund des üppigen Wachstums der Unterwasserwelt, die hier voller Leben und Vielfalt ist. Hier leben über 3000 Fischarten und Hunderte unterschiedliche Korallenarten.

Sicherlich ist der Barracuda Point einer der schönsten Tauchplätze in diesem gesamten Meeresgebiet: seine geografische Lage und einzigartige Struktur sorgt dafür, dass sich hier riesige Schwärme pelagischer Raubfische konzentrieren. Hier gibt es Fische im Überfluss und undurchdringbare Wände voller Barrakudas und Makrelen, die um Taucher herum und über sie hinweg schwimmen. Die Riffe sind dank zahlloser Arten kleinerer Fische voller Farben und überall schwimmen Schildkröten.

Grüne Schildkröte beim Fressen, eine der vielen Begegnungen in diesen faszinierenden Gewässern. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F9  1/60  iso 200)

 

Tauchbriefing: Dieser Tauchplatz ist von der Stadt Semporna in rund 45 Minuten Fahrt und von der Insel Mabul in 25 Minuten zu erreichen. Zum besseren Schutz ihrer Tauchplätze verbietet die Malaysische Regierung, dass sie von mehr als 120 Tauchern pro Tag besucht werden.  Normalerweise werden Ganztagsausflüge organisiert, die um 5 Uhr morgens beginnen, damit die Taucher den ersten Tauchgang bei Sonnenaufgang machen können. Das ist die beste Zeit für Begegnungen mit großen Schwärmen von Büffelkopf-Papageienfischen, die im flachen Wasser des Riff-Plateaus in einer Reihe schwimmen. 

Ein Wirbel aus Büffelkopf-Papageienfischen, aufgenommen bei Sonnenaufgang im flachen Bereich des Riffs am Barracuda Point. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F10  1/80  iso 160)


Sobald der Tauchplatz erreicht wurde, prüfen die Tauchführer die Strömung und entscheiden, je nach Intensität und Richtung, auf welcher Seite des Riffs der Abstieg erfolgt. Der Tauchgang führt die Taucher eine Steilwand entlang, die voller Leben ist: riesige Gorgonien, Schwämme und schwarze Korallen wechseln sich mit Weichkorallen in allen Formen und Farben ab und verleihen der Landschaft hier eine Schönheit, die vor Leben überschäumt. 

Die farbenreiche Steilwand am Barracuda Point. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F13  1/100  iso 320)

 

Barracuda Point ist einer der wenigen, weltweit noch verbliebenen Plätze, an denen man Makrelenschwärmen begegnet, die in riesigen Wirbeln schwimmen. Die Show ist unglaublich: hunderte Fische schwimmen in völliger Übereinstimmung und perfekt synchron. Es sind so viele, dass sie Wände bilden, durch die kein Sonnenlicht mehr hindurch dringen kann. Sie bewegen sich langsam, winden sich und wenn ein Taucher vorbei schwimmt, dann öffnen sie sich und es sieht aus als bildeten sich wahre Wirbelstürme! Das ist ein selten schönes Schauspiel, das selbst die erfahrensten Taucher beeindruckt. 

Makrelen. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F13  1/125  iso 200)

Makrelen und das Leben am Riff. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F9  1/200  iso 200)


Im weiteren Verlauf des Tauchgangs erreicht man ein Plateau, das in einer Tiefe von rund 22 Metern einen kleinen „Sattel“ bildet. Im freien Wasser sammeln sich hier Barrakudas. Wenn die Strömung nicht zu stark ist, kann man die Wand verlassen und auf sie zu schwimmen, um sie sich aus der Nähe anzusehen. 

Barrakuda-Schwarm. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F10  1/30  iso 200)

 

Die vielen Fischschwärme sind nicht die einzige Attraktion dieses Tauchplatzes. Man muss nur ins freie Wasser hinaus schauen und oft taucht dann ein Weißspitzenhai oder ein Grauer Riffhai vor einem auf, der auf der Suche nach seinem Mittagessen im Riff auf Patrouille ist. Oder du triffst auf große Thunfische und riesige Barrakudas, die als Einzelgänger unterwegs sind und die Umgebung der Steilwand absuchen. Oft begegnet man auch Schildkröten, Napoleonfischen und Adlerrochen. 

Weißspitzenhaie bei der Jagd am Riff. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F8  1/100  iso 250)

Eine Wand aus Barrakudas, die Magie im Wasser von Malaysia. (Canon 5Dmk3 + Tokina 10-17mm Nauticam Housing – F11  1/160  iso 200)


Zu deiner Sicherheit: kontrolliere immer, wie stark die Strömung ist, denn sie kann sich auch während eines Tauchgangs ganz plötzlich ändern. Und pass‘ auch auf, dass dich die Schönheit der Makrelenschwärme nicht so hypnotisiert, dass du mit ihnen ins Blaue hinausschwimmst. Ehe du dich versiehst, bist du weit draußen, hast keinen Referenzpunkt mehr und die Steilwand aus den Augen verloren. Dein Tauchgang endet mit einem Aufstieg ins Blaue, bei dem du mit Sicherheit weit von der Insel entfernt auftauchst. Nimm immer eine SMB (Oberflächenboje) mit und versuche immer die Orientierung und die Steilwand im Auge zu behalten. 

 

„Ich habe andere Plätze gesehen, die wie Sipadan aussahen… vor 45 Jahren. Jetzt haben wir wieder ein unberührtes Kunstwerk gefunden.“ J. Cousteau


Empfehlung an Unterwasserfotografen: Fotos von riesigen Fischschwärmen zu schießen ist sicherlich eine der größten Herausforderungen für Unterwasser-Fotografen! Am problematischsten wird dabei die Belichtung sein, da sich das Licht ganz plötzlich verändert und die Fische die Sonne tatsächlich komplett verdecken können. Das verändert deine Lichtmessung erheblich und macht das Ganze noch schwieriger. Die Verwendung einer Kamera mit Wide-Dynamic-Rage-Sensoren kann definitiv bei der Anpassung der Bilder helfen. Im Großen und Ganzen empfehle ich aber, dass man das, was passiert und die Belichtungsmessung direkt durch den Sucher verfolgt und die Belichtungszeiten direkt und schnell anpasst. Dadurch vermeidet man, dass einige Bereiche stark belichtet werden und verbrannt aussehen und andere zu wenig belichtet werden. Versuche, falls möglich, deinen Augen und Hände immer auf der Kamera zu haben während du das Bild richtig komponierst und belichtest. 

Umweltschutz: sogar heute noch spürt man auf Sipadan den Charme vergangener Zeiten und die Unterwasserlandschaft sprüht immer noch vor Leben. Seit 2006 hat Malaysia nun nicht nur das Meeresschutzgebiet eingerichtet, es wird seitdem auch ein Plan zum Schutz des Meereslebensraums (vor allem für Haie) umgesetzt, bei dem zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen wurden, die die Einwohner des Landes für den Umweltschutz sensibilisieren sollen.  Nur wenn die lokalen Fischer und das einfache Volk so informiert und sensibilisiert werden, dass ihnen bewusst wird, wie wichtig der Schutz natürlicher Ressourcen ist, wird man sichtbare und erfahrbare Ergebnisse erzielen können.


Über den Autor:

Marcello Di Francesco ist Tauchausbilder, freiberuflicher Fotograf mit dem Spezialgebiet Unterwasser-Naturaufnahmen und Reisefan. Momentan ist er bei der italienischen Föderation FIPSAS bei nationalen Unterwasserfotografie-Wettbewerben Jurymitglied und war auch schon mehrfach Jurymitglied bei diversen internationalen Unterwasserfotografie-Wettbewerben.


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