Foto: DAN Europe staff
Erkenntnisse aus Unfällen

Barotrauma des Ohrs nach einem lokalen Tauchgang

Der Vorfall

Eine finnische Taucherin und ihr Tauchpartner treten im Vesijako-See den  ersten Tauchgang des Tages an. In 6° C kaltem Wasser steigen sie auf zwei Meter ab, als die Taucherin den Tauchgang abbrechen muss, da der Druckausgleich auf ihrem rechten Ohr nicht funktioniert. Als das Ohr sich zwei Tage später immer noch blockiert anfühlt und leicht schmerzhaft ist, entscheidet sie sich zum Arztbesuch im örtlichen Gesundheitszentrum.

Die Ärztin diagnostiziert eine Entzündung des Mittelohrs und schickt sie mit einer Verschreibung über antibiotische Ohrentropfen  nach Hause. In der folgenden Nacht setzen jedoch stechende Ohrenschmerzen ein, und das Ohr beginnt zu bluten. Die Taucherin ruft im örtlichen Krankenhaus an und lässt dort einige Tests durchführen. Wieder wird sie nach Hause geschickt und setzt die Therapie mit den Ohrentropfen fort.

Nach einer knappen Woche hält der Druck auf dem rechten Ohr immer noch an, und das Hörvermögen der Taucherin ist eingeschränkt. Sie beginnt sich zu sorgen und schreibt eine E-Mail an DAN Europe ([email protected]) in der Hoffnung, Kontakt zu einem Ohrenspezialisten zu aufzunehmen, der sich mit Tauchverletzungen auskennt. Sie will sichergehen, dass sie keine bleibenden Schäden davon trägt, und wissen, wann sie wieder tauchen können würde.

Das Team der DAN-Hotline eröffnet umgehend eine Krankenakte, meldet sich telefonisch bei der Taucherin und stellte ihr die tauchmedizinische Leiterin (DMO, Dive Medical Officer) von DAN Europe Finnland vor. Nach einem Gespräch mit der Taucherin und Durchsicht der Krankenakte diagnostiziert diese ein externes Barotrauma des Ohrs, verursacht durch die Neoprenhaube zu Beginn des Tauchgangs.

 

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Unsere DMO meint: “Wegen des blutigen und geschwollenen Gehörgangs denke ich, dass die Ursache ein Barotrauma ist, keine Infektion. Leider hat die Hausärztin  das Barotrauma entweder als Infektion falsch diagnostiziert oder es wegen der sich entwickelnden Sekundärinfektion übersehen. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Tauchverletzung, die von der Versicherung gedeckt ist.”

Die DMO überweist unsere Taucherin anschließend an einen Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten (HNO), der außerdem Tauchmediziner ist und sich daher mit dieser Art Verletzung bestens auskennt. Die Taucherin sucht den Spezialisten auf und leitet dessen Befund an das Team von DAN Europe weiter. Dieses wiederum teilt die Informationen der finnischen DMO mit. “Der Befund ist eindeutig und bestätigt meine Vermutung, dass ein Barotrauma die primäre Ursache ist. Der HNO hat Ohrentropfen verschrieben und schlägt vor, zur Sicherheit eine Endoskopie durchzuführen.”

Das Team der Hotline arrangiert ein weiteres Gespräch zwischen der Taucherin und der lokalen DMO, welche die Patientin anweist, das punktierte Ohr vor Wasser zu schützen und heilen zu lassen. Falls wieder Schmerzen einsetzen oder Sekret aus dem Ohr austreten sollte, solle sich die Taucherin an den HNO wenden. Das Team vereinbart außerdem eine Kontrolluntersuchung nach einem Monat um sicherzugehen, dass die Punktierung und der Gehörgang gut verheilen.

Nun, da die akute Phase der Verletzung vorüber ist, kann das Team von DAN Europe die Notfallakte schließen. Die Schadensabteilung wendet sich an die Taucherin, um den finanziellen Teil des Falls zu regeln. Die Taucherin reicht die entsprechenden Unterlagen ein und erhält wenige Wochen später die Erstattung für Arztbesuche, Medikamente und Transportkosten während der akuten Phase des Tauchunfalls im Land ihres Wohnsitzes.


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Der Übersetzer

Tim Blömeke ist freier Übersetzer für Wissenschaft, Technik und Recht, sowie passionierter Wrack- und Höhlentaucher. Er unterrichtet Tauchen (Sport und Tec) in Taiwan und auf den Philippinen.


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