Foto: Matteo Varenna
DAN Botschafter

Die Kunst zu unterrichten: Ein Interview mit Steve Martin

Steve Martin taucht seit 18 Jahren und ist heute ein weltbekannter Tauchausbilder, der sich aufs Höhlen- und Sidemounttauchen spezialisiert hat. Am bekanntesten ist er dafür, dass er seinen eigenen Sidemount-Grundlagenkurs entwickelt hat, zu dem auch sein ureigenes Video-Ausbildungsprogramm gehört, das in der Branche neue Standards gesetzt hat. Im Rahmen der DAN Europe Kampagne #WhyWeDoIt spricht Steve im Alert Diver darüber, wie er sich durch umweltfreundliches und nachhaltiges Tauchen und Ausbildungsmaßnahmen für positive Veränderungen in der Tauchwelt engagiert.

Wie bist du zum Tauchen gekommen?

Ich bin durch meinen Vater dazu gekommen. Er und seine Freunde machten einen Tauchkurs, als sie Ende Dreißig waren. Ich war damals 12 und zusammen mit meinem Freund begleitete ich sie bei ihren Wochenendausflügen, bei denen wir ihnen mit ihrer Ausrüstung halfen. Immer wenn sie dann mit glücklichen Gesichtern wieder auftauchten, fragten wir sie, wie es denn gewesen sei und wann sie uns endlich mal tauchen lassen würden.

Wie hat sich dein erstes Taucherlebnis angefühlt?

Mein erstes Mal war bei einem Familienurlaub auf Mallorca, als ich 12 war. Wir tauchten ins Meer ein und ich erinnere mich noch daran, wie ich einen kleinen Oktopus sah. Ich berührte ihn und zog dann aber schnell meine Hand wieder zurück, nachdem ich gemerkt hatte, wie klebrig er sich anfühlte. Danach war es um mich geschehen. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll, was ich damals gefühlt habe.

Wann wurde dir klar, dass du dein Leben dem Tauchen widmen willst?

Vor dem Tauchen war ich Wasserski-Lehrer. Das war auch schon sehr früh eine Leidenschaft von mir.  In der Schule hatte ich mich auf Informatik konzentriert, entschied mich dann aber gegen das akademische Lernen und wurde Wasserski-Lehrer. Das war wahrscheinlich die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Erst als ich zu unterrichten begann, wurde mir klar, wie viel Spaß mir das machte. Fast noch mehr als selbst Wasserski zu fahren.

Als Wasserski-Lehrer ließ sich aber mein Traum, die Welt zu bereisen, nicht wirklich umsetzen. Mit 16 verstand ich dann, was ich zu tun hatte und begann darauf hin zu arbeiten, Tauchlehrer zu werden. Seitdem habe ich die ganze Welt bereist und in Europa, Mexiko, Australien und Japan unterrichtet.

Was war seitdem dein denkwürdigstes Erlebnis?

Beim Tauchen habe ich so viele spektakuläre Dinge gesehen, unter anderem die atemberaubenden Höhlensysteme Mexikos. Und auf den Malediven bin ich mit Mantarochen getaucht. Viel denkwürdiger und unvergesslicher als diese Erlebnisse fand ich aber immer Erlebnisse, die ich mit den Tauchern hatte, die ich unterrichtet habe. Und vor allem dann, wenn es nicht ganz einfach war, sie zu unterrichten.

Was motiviert dich beim Unterrichten?

Ich will, dass sich die Branche immer weiter verbessert. Das motiviert mich, weiter zu unterrichten. Ich glaube, was Leistung angeht, setzt die Branche die Ausbilder ganz schön unter Druck. Damit meine ich, dass es unfair ist, von Ausbildern zu erwarten, 6 bis 8 unerfahrene Taucher gleichzeitig zu unterrichten. Ich unterrichte jetzt nur noch 2 oder 3 Schüler pro Kurs. So ist sichergestellt, dass ich genug Zeit für die Schüler habe, damit sie das Level erreichen, das sie haben wollen. Wenn ich als Weltklasse-Instructor maximal 3 Schüler pro Kurs unterrichtet, wie solle denn dann ein Ausbilder mit weniger Erfahrung mehr Schüler unterrichten?

Ich habe versucht, die Branche mit zu verbessern, indem ich Online-Videomaterialien erstellt habe, die sich die Schüler anschauen können, bevor sie ihre Ausbildung beginnen. Anstatt ihnen einfach nur ein Handbuch auszuteilen. So sind sie viel besser auf ihre Ausbildung vorbereitet und wissen mehr oder weniger schon, was sie erwartet, bevor sie ins Wasser steigen. Informationen zu diesen Kursen gibt es auf sidemounting.com. Während der Übungen im Wasser, nehme ich die Schüler auch auf Video auf. Das ist ein weiteres verlässliches und individuelles Hilfsmittel, das sie dann auch anschließend, nach der Ausbildung, noch nutzen können.

Welche Beziehung hast du zum Wasser?

Das ist ganz einfach: ich bin gerne darin und ich liebe alles, was damit zu tun hat. Wir wissen mehr über das Weltall als über das, was 70% unseres Planeten bedeckt. Jahrelang hatte ich Spaß am Sport auf dem Wasser, da war es ganz normal, dass ich irgendwann auch mal das entdecken wollte, was darunter liegt. Jetzt kann ich mich bei der Ausübung meines Berufes daran erfreuen und gehöre zu den Glücklichen, die die Unterwasserwelt zu ihrem Arbeitsplatz machen konnten.

Du hast dich auch aufs Sidemount-Tauchen spezialisiert, bei dem die Taucher noch besser auf die natürliche Umgebung achten können, in der sie sich befinden. Welchen Einfluss hat dieser spezielle Aspekt des Sidemount-Tauchens auf deine Beziehung zum Meer?

Wenn man richtig unterrichtet, dann müssen die Schüler nie irgendwie mit dem Meeresboden in Kontakt kommen. Wir benutzen gerne den Spruch „Nimm Fotos mit, aber lass nur Luftblasen zurück“. Ich finde, dass ich mit dem Sidemount-Tauchen, so wie ich es anbiete, die Wahrscheinlichkeit eliminieren kann, dass Taucher negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Denn sie lernen, ihre Tarierung besser im Griff zu haben und entwickeln eine ganz neue Art von Achtsamkeit.

Durch das Sidemount-Tauchen schaffe ich es, dass ein Taucher sehr viel schneller einen höheren Level erreicht als mit anderen Ausrüstungskonfigurationen. Und dadurch verbessern sich die Sicherheit und Kompetenz des Tauchers sehr schnell.

Wenn man unter Wasser ganz nahe an etwas herankommen will, weil man ein gutes Foto möchte, dann ist sicherlich das Letzte, was man will, das Foto zu machen und dabei die Umwelt um einen herum zu zerstören, nur weil man nicht richtig tarieren kann und der Trimm nicht stimmt. Aber wenn einem die grundlegenden Tauchfertigkeiten richtig beigebracht wurden, dann stellt man fest, dass die Meereslebewesen mit einem interagieren. Und zwar so, wie es sein sollte und ohne negative Nachwirkungen.

Wie groß sollten, deiner Meinung nach, die Auswirkungen sein, die das Tauchen auf die Umwelt hat?

So klein wie möglich. Wenn wir generell, und durch weniger exzessive Fischerei, besser mit der Unterwasserwelt interagieren können, dann kann auch das Tauchen sicherer werden und mehr Spaß machen. Beim Tauchen können wir den Menschen etwas über die Schönheit der Unterwasserwelt beibringen und darüber, wie man sie achten muss. Je mehr Taucher wir ins Wasser bekommen, damit sie aus erster Hand erfahren, wie man sie schützen kann, desto besser ist es für uns alle.

Wie hilft dir ein gesunder Lebensstil beim Tauchen?

Bei den verschiedenen Tauchtechniken, die ich nutze, muss ich schon ein gewisses Maß an Fitness besitzen. Ich bin Nichtraucher, weiß aber sehr gut Bescheid darüber, wie viel man vor oder nach dem Tauchen rauchen darf. Leider halten sich viele Instructors nicht an diese Regeln.

Ich denke, ich bin in der Lage alles aufzugeben, was ich aufgeben muss, damit es mir auf lange Sicht gut geht. Manchmal trinke ich auch was. Aber wenn ein Tauchausflug ansteht, dann finde ich es einfach, nichts zu trinken. Als technischer Taucher, und vor alle als Ausbilder, kann ich mir keine Exzesse und keine Sucht leisten.

Ich mache viel Crossfit, dadurch bleibe ich gesund und in Form. Als ich früher immer noch ins Fitnessstudio ging, bekam ich immer Rückenschmerzen, wenn ich beim Tauchen meine Doppelflaschen aus dem Auto heraushiefte. Seitdem ich Crossfit mache, sind meine Rückenmuskeln stärker geworden und meine Rückenschmerzen sind verschwunden. Und nicht zuletzt ist das Tauchen dadurch auch leichter geworden.

Wie ist es zu wissen, dass DAN dir immer zur Seite steht?

Meiner Erfahrung mit DAN zufolge und nachdem, was ich im Laufe meiner Reise- und Ausbilderjahre von anderen Tauchern gehört habe, gibt es da nur Gutes zu sagen. Das DAN Team ist immer da, wenn ich Hilfe brauche. Egal, worum es geht.

Für mich ist der gute Ruf alles. Ich bin nur so gut wie der letzte Kurs, den ich unterrichtet habe. Ebenso halte ich DAN, aufgrund des schon seit langem bestehenden guten Rufes der Organisation, einfach für die beste Wahl, wenn es um Versicherungen geht.

Und was sagst du zu den Forschungsmaßnahmen von DAN, die das Ziel haben, das Tauchen (auch für die Gesundheit) sicherer zu machen?

DAN leistet da sehr wichtig Arbeit, wenn es darum geht, die Menschen weiterzubilden. Vor allem mit den Statistiken. Wenn man die Einstellung eines Ausbilders zum Besseren verändern und ihm verdeutlichen kann, welchen Einfluss er auf seine Schüler hat, dann kann das auch einen Schneeball-Effekt für andere Ausbilder haben, so dass diese sich auch zum Positiven verändern.

Und wenn man außerdem auch noch Tauchveranstalter dazu bringen kann, sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse neu aufzustellen, dann verändert sich die Tauchbranche mit Sicherheit zum Positiven. Ich glaube, DAN ist wirklich dabei, diese Veränderung zu erreichen.

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