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Bereiter Taucher

Ein sicherer Neustart: Zehn Gebote für Taucher, die etwas aus der Übung sind

Nach einem langen Winter – und einer noch längeren Ausgangssperre aufgrund des Coronavirus – hat der Stickstoffentzug seinen Höhepunkt erreicht. In diesem sehr besonderen Frühjahr konnten nur Taucher mit einem Pool im Garten oder privatem Zugang zum Meer/einem See/einer Pfütze ihrem Hobby frönen. Falls Sie nicht zu dieser glücklichen Gruppe Menschen gehören, haben wir hier ein paar Ratschläge, wie Sie bei Wiederaufnahme des Stickstoffkonsums eine Überdosis und sonstige Unpässlichkeiten vermeiden.

1- Tauchanzüge, ob trocken oder nass, scheinen bei längeren Phasen der Untätigkeit kleiner zu werden. (Hinweis des Redakteurs: Kontrollieren Sie auch Ihre sonstige Kleidung. Meine ist ganz klar geschrumpft.) Sie können versuchen, das Größenproblem durch einen Fußmarsch mit Gepäck zum Tauchplatz zu lösen – aber nur, wenn der Zielort mindestens 300 km entfernt liegt. Alternativ können Sie einen gründlich desinfizierten Anzug mieten, oder sich gleich einen neuen zulegen. Doch Vorsicht: Fabriken in Übersee kriegen die europäischen Größen nicht immer richtig hin. Auch bei der Vorhersage, wann Sie wieder in Form sein werden, ist Zurückhaltung geboten, oder Sie werden Jahre später immer noch mieten.

2- Wenn Tauchanzüge schrumpfen, dann leeren sich Batterien von selbst. Das haben Sie sicher gemerkt, als Ihr Motorroller im April nicht anspringen wollte. Doch anders als die Batterie Ihres Rollers, die sich beim Fahren selbst auflädt, zeigt die Batterie Ihres Tauchcomputers beim Abstieg kein solches Verhalten. Besorgen Sie sich neue Batterien aus zuverlässiger Quelle, denn eine weitere ungünstige Eigenschaft von Batterien ist, dass es viele verschiedene Typen gibt – und der Laden am Tauchplatz möglicherweise nicht die Richtigen hat.

3- Die wasserdichte Tasche mit Ihrem sorgsam gehegten Notvorrat an Ersatzteilen ist wahrscheinlich immer noch genau da, wo Sie sie vor einem Dreivierteljahr abgelegt haben. Haben Sie in Zwischenzeit irgendwelche Hausarbeiten erledigt? Gut. Das hatten wir auch nicht vermutet. Suchen Sie also hinter den Farbeimern. Wenn Sie mit einer Landratte zusammenleben, wurde Ihre Tasche wahrscheinlich mit einem Satz Bohrer verwechselt und nicht mit einem Nageletui. Gefunden? Genießen Sie das Gefühl, Ihre kostbare Sammlung von O-Ringen und Inbusschlüsseln in der Hand zu halten, sowie den pfundschweren DIN-Adapter und die kleine Silikontube. Fehlt da etwa ein Flossenriemen? Der ist letzten September auf dem Boot gerissen, erinnern Sie sich noch? Vergewissern Sie sich als Nächstes, dass die Ersatzmaske immer noch in der Tasche Ihrer Tarierweste steckt.

4- Unangenehmes Getier liebt feuchte Hohlräume. Tauchanzüge und Atemregler üben auf Spinnen, Skorpione und Kakerlaken eine magische Anziehungskraft aus. Die Geschichte von dem Divemaster, dem eine Kakerlake aus den Bronchien geholt wurde, ist möglicherweise keine Erfindung. Kontrollieren Sie also Ihr Mundstück, und ziehen Sie den Tauchanzug auf links. Bringen Sie Ungeziefer nicht an Orte, an denen es nichts verloren hat.

5- Es ist keine Schande, mit einem einfachen Tauchgang wieder loszulegen. Machos behaupten, einfache Tauchgänge machen keinen Spaß. Wenn Sie jedoch nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit landen wollen, sollten Sie nicht unbedingt die Herausforderung suchen. Wenn möglich, machen Sie einen einfachen Tauchgang vom Strand. Die Leute, die Sie zum Risiko anstiften, sind die Gleichen, die sich im Anschluss über Ihre Tarierung, Wasserlage, und Ihren Luftverbrauch mokieren werden. Eine kleine Auffrischung Ihrer Fertigkeiten bricht Ihnen keinen Zacken aus der Krone.

6- Die Neuheit des Jahres kennen Sie bereits; sie heißt COVID-19. Zur Sicherheit aller Beteiligten schadet es nicht, wenn Sie vor dem Tauchen einen Fragebogen zu Ihrem (hoffentlich sehr distanzierten) Verhältnis zum Virus ausfüllen. Sie finden diesen HIER. Halten Sie einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter ein (manche Länder empfehlen zwei Meter) und tragen Sie in der Tauchbasis eine Gesichtsmaske. Dann endlich durchatmen: Unter Wasser können Sie diese Dinge für eine Weile vergessen.

7- Drei Tauchgänge am Tag sind wahrscheinlich zu viel, selbst für Taucher, die wieder in Übung sind. Belassen Sie es bei zwei – Ihr Reststickstoff, Ihre Ohren, und Ihre Energie werden Ihnen danken. Anders als bei Computerbatterien werden menschliche Energiereserven durch Benutzung größer. Stress und Erschöpfung wirken sich jedoch nachteilig auf Konzentration und körperliche Leistungsfähigkeit aus. Und denken Sie immer daran: Ihr Sicherheitsabstand von der Dekompressionskrankheit beträgt 5 Meter, für mindestens 3 Minuten!

8- Der Sicherheitscheck ist keine überkommene Praxis, sondern eine Notwendigkeit, die leider zu häufig ignoriert wird. Die neuen Regeln zu COVID-19 verbieten es, die Ausrüstung Ihres Tauchpartners anzufassen. Sie können jedoch Ihren Tauchpartner beim Sicherheitscheck beobachten und ihn bei der Kontrolle von Tariermittel, Blei, Schnallen, Lungenautomat, Computer, Gasreserven und Ventilen anleiten. (Der Taucher sollte das Ventil JEDERZEIT erreichen können.) Bitten Sie den Tauchpartner, Ihnen den gleichen Gefallen zu tun – und voilà, Sie haben eine neue Sicherheitsroutine entwickelt.

9- Ihre DAN-Mitgliedschaft gilt nicht lebenslang: Sie muss jährlich erneuert werden!

10- Nun können Sie sich entspannen: Der Tauchschein hat kein Verfallsdatum. Nur Ihre Fertigkeiten brauchen eine kleine Auffrischung – am besten durch einen Tauchgang oder zwei! P.S.: Oh, Sie haben das Maskenband noch nicht ausgetauscht? Nach Murphy steht die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Teil kaputtgeht, in umgekehrten Verhältnis zur Verfügbarkeit eines Ersatzteils. Also besser schnell Jörg anrufen: Ihre Ersatzmaske steckt noch in der Tasche seiner Tarierweste.

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