Foto: DAN Europe staff
Die Top 50 Kult-Tauchplätze

Kult-Tauchgang: Der Cenote Dos Ojos

Art des Tauchgangs:  Grotten-/Höhlentauchgang

Erfahrungsstufe:  Spezialkurs im Grotten-/Höhlentauchen

Ort: 20°19'28.88" N – 87°23'31.16" W

Höhlenrouten (fest)

Das Barbie-Seil: 515 m

Das Bat Cave-Seil: 312 m

Maximale Tiefe: 9,1 m

Größe des Höhlensystems: 82 km

Maximale Tiefe des Höhlensystems: 119,2 m

Beginn der Erforschung: 1987

Die Cenotes

Die Geschichte der Cenotes der Riviera Maya, und somit auch die des Cenotes Dos Ojos, begann vor rund 145 Millionen Jahren damit, dass sich eine riesige Kalksteinplatte bildete – die Yucatán-Halbinsel im Süden Mexikos. Was wir heute sehen, ist das Ergebnis sich abwechselnder Eiszeiten und Zwischeneiszeiten. Als sich an den Polen des Planeten das Wasser konzentrierte und riesige Eisberge entstanden, sank der Meeresspiegel, damit auch der Grundwasserspiegel und aus den Karstkanälen wurden leere Höhlen. Zu dieser Zeit war das Wasser meteorisch und dadurch, dass es tropfte und sich mit CO2 mischte, bildeten sich riesige Unterwasser-Kathedralen aus Kalziumkarbonat. Diese Höhlen verbreiterten sich dann weiter, als der Wasserspiegel wieder anstieg. In manchen Bereichen fielen die Gewölbe der Höhlen in sich zusammen und legten die darunterliegenden Grundwasserspeicher frei. So entstanden diese für das Volk der Maya heiligen Orte: die Cenotes. Die Dos Ojos (spanisch für „zwei Augen“) verdanken ihren Namen den zwei Öffnungen im Felsen über ihrer Quelle, die wie zwei Augen aussehen.

Das Höhlensystem

Dos Ojos ist ein Höhlensystem, mit anderen Worten ein Netzwerk aus Höhlen, gefluteten Unterwassertunneln und Cenoten, die alle miteinander verbunden sind und somit endlos viele Tauchmöglichkeiten bieten.

BRIEFING

Der Tauchplatz liegt im Wald versteckt. Früher erreichte man ihn nur nach einer langen Wanderung über scharfe Felsen hinweg, bei der man seine Flasche auf dem Rücken schleppte und zum Schutz der Füße Tauchstiefel trug. Heute gibt es hier einen großen Parkplatz und die Plattform wurde verbreitert, so dass der Ein- und Ausstieg ins Wasser nun viel bequemer ist. In Dos Ojos gibt es vielfältige Tauchmöglichkeiten. Bei der Grottenroute, für die man kein Brevet im technischen Tauchen benötigt, gibt es zwei Seile, denen man folgen kann: das „Barbie-Seil“ und das „Bat Cave-Seil“, wobei das eine zu einer Barbiepuppe und das andere zu einer Fledermaushöhle führen. Ein erfahrener und gut ausgerüsteter Taucher kann sich andererseits auch in die 82 Kilometer an Tunneln, Höhlen und anderen Cenoten stürzen.

Was das Tauchen hier einzigartig macht

Dos Ojos ist zweifellos der berühmteste Cenote der Welt. Die atemberaubende Lage, der leichte Einstieg und die Vielseitigkeit hier haben sicherlich zu seinem Kultstatus beigetragen. Den Oscar hat hier jedoch am meisten der Kameramann verdient (obwohl der Cenote sogar noch mehr verdient hätte). Im diamantenen Wasser, das tatsächlich oft so klar ist, dass man glaubt, an Säulen und Stalagmiten vorbeizufliegen, spielt das Licht in den Tunneln und an den Kalkformationen Verstecken, die noch so rein wie in der Eiszeit sind. Oder es regnet in dicken Strahlen durch die Öffnungen im Gewölbe und das Licht durchbricht das durchsichtige Element wie in einem Fantasiegemälde. Wenn man mit der Taschenlampe durch die Dunkelheit taucht, dann tauchen plötzlich riesige Säulen auf, als kämen sie aus den Tiefen des Weltalls. Das ist so bewusstseinserweiternd wie ein Fenster in eine andere Welt. Ein Fenster in eine Welt, die „physisch anders“ ist und sich daher auch nicht so einfach dokumentieren lässt, egal wie viele Bilder man auch macht. Und in eine „psychische Welt“, in der Metaphern und Vorstellungen zwischen kulturellen und symbolischen Eindrücken vom Mythos des Minotaurus bis hin zu The Doors hin- und herschwimmen.

Die Umwelt ist hier sehr empfindlich. Ein Cenote ist eine Art Museum, in der ein Künstler Millionen von Jahren an seinen Kunstwerken gearbeitet hat. Noch ein Grund mehr, die eigene Tarierung und die Ausrüstung ständig im Auge zu behalten. Die Gefahr, mit der Flasche an eine wertvolle Kalksteinformation an einem Gewölbe zu stoßen, ist groß. Aus diesem Grund raten zahlreiche Experten dazu mit Sidemount-Konfigurationen zu tauchen, selbst in Grotten oder bei Sporttauchgängen.

Die perfekte Tarierung, egal mit welcher Konfiguration, ist hier Pflicht für jeden Taucher und nicht verhandelbar. Es besteht ständig die Gefahr, dass Taucher hier uralte Verwaschungen beschädigen oder Sedimente aufwirbeln, die die Sicht auf null reduzieren. Der Trimm muss so angepasst werden, dass die Flossen höher sind als der Kopf. Mit den Flossen muss man mit Brustbeinschlag schwimmen. Das Seil ist das Einzige, was den Taucher retten und zum Ausgang führen kann. Man darf es nie aus den Augen und nie den Kontakt zu ihm verlieren. Leider ist es sehr viel einfacher in geschlossenen Räumen verloren zu gehen, als man es glaubt.

Für den Luftverbrauch gilt die Drittelregel, die sich hier so zusammenfassen lässt: mindestens 140 bar beim Eintritt in den Höhlenbereich und mindestens 80 bar bei der Rückkehr in den Grottenbereich.

VORSICHT

  • Tödliche Tauchunfälle werden am zweithäufigsten dadurch verursacht, dass der Taucher gefangen bzw. eingeschlossen ist. Die Haupttodesursache bei Höhlentauchgängen ist der Kontaktverlust zum Seil. Man darf das Seil niemals aus den Augen verlieren und darf es dort, wo man es festhalten soll, niemals loslassen.
  • Verheddern: Man muss auf die Form der Flossen und der Ausrüstung achten, denn es kommt häufig vor, dass man sich im Seil verheddert.
  • Platzangst: Auch wenn es große Durchgänge gibt, raten wir jedem, der auch nur im Geringsten an Platzangst leidet, davon ab an einer Tour teilzunehmen, bei der man 30-40 Minuten lang nur Felsen über dem Kopf hat. Da sollte man lieber im offenen Meer zwischen Playa del Carmen und Cozumel tauchen, dort ist es auch außergewöhnlich schön.
  • Lehne einen Tauchgang ab, wenn du dabei zu etwas gedrängt wirst, das deine eigene Tauchausbildung bzw. deinen eigenen Erfahrungsstand übersteigt bzw. wenn du dich dabei körperlich oder mental unwohl fühlst.
  • Gehe nicht auf Entdeckungstour, zumindest nicht außerhalb der „Grotten“-Routen (für Sporttaucher), es sei denn du bist brevetierter Höhlentaucher. Auch dann nicht, wenn dein Tauchführer dich dazu überreden will.
  • Dein Tauchführer muss mindestens brevetierter Divemaster und Höhlentaucher sein und eine Tauchausrüstung mit Höhlenkonfiguration haben.
  • 4:1. Die maximale Anzahl an Tauchern pro Tauchführer ist 4.

Höhle oder Grotte? 

Ein Grottentauchgang ist ein Sporttauchgang, wenn er bei natürlichem Licht durchgeführt wird und wenn keine Hindernisse den Weg zur Oberfläche versperren. Der maximale lineare Abstand zur Oberfläche darf nicht mehr als 60 Meter betragen (bei einigen Organisationen 40 Meter). Die Maximaltiefe darf 20 Meter nicht überschreiten (bei einigen Organisationen 30 Meter). Normalerweise wird dieselbe Ausrüstung verwendet wie bei Sporttauchgängen.

Höhlentauchen. Wer die Grenzen des Grottentauchens überschreiten will, der braucht ein Brevet im Höhlentauchen, das als Brevet im „technischen Tauchen“ gilt. Die Ausrüstung verändert sich dann sehr stark, das beginnt bei der Länge der Schläuche und der Konfiguration. Für manche Tauchgänge braucht man möglicherweise eine Trimix-Ausbildung und man muss bestimmte Dekompressionsverfahren einhalten.


Bibliographie und Links

Alert Diver

Steve Penn Gerrard

Andere Webseiten:


Photo Credit: Liquid Jungle Media


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