Foto: Kurt Arrigo
DAN Botschafter

Wir präsentieren: Kurt Arrigo

Du bist ein angesehener Experte in Sachen Meeresfotografie. Wann und wie hast du es dir zur Lebensaufgabe gemacht, die unvorhersehbare Natur der Meere auf Bildern einzufangen?

Ich habe mich eigentlich nie zu irgendeiner Lebensaufgabe berufen gefühlt. Das war eher eine natürliche Entwicklung meiner Karriere und es ist immer noch etwas, was mir unglaublich viel Zufriedenheit und Erfüllung bringt. Ich fühle mich dem Meer sehr verbunden. Unter Wasser kann ich meinen Geist und meinen Körper mit neuer Energie aufladen. Das hält mich lebendig.

Die Tatsache, dass ich auf einer Insel aufgewachsen bin, hat mit Sicherheit meine Liebe und Leidenschaft für die Unterwasserwelt geprägt – bereits mit 10 Jahren habe ich mit dem Tauchen begonnen. Mein Vater war in den 1960ern auf Malta einer der ersten Pioniere auf dem Gebiet des Gerätetauchens und inspirierte mich enorm, als ich aufwuchs. Schon von klein auf begleitete ich ihn hinaus aufs Meer. Als ich 15 war entdeckte ich dann die Fotografie für mich und unter Wasser zu fotografieren war dann eine ganz normale Folge davon.

 

Bis heute gehe ich sehr selten ohne eine Kamera tauchen.  Meine Kamera ist so etwas wie mein verlängerter Arm geworden. Ich mache das nun seit 30 Jahren und habe immer noch Spaß an den Herausforderungen. Letztendlich verfolge ich also immer noch meine Lebensaufgabe.

 

Was zieht dich an der Unterwasserwelt an?

Für mich repräsentiert die Unterwasserwelt schon immer das Unbekannte. Ob ich nun am selben Ort tauche oder dieselbe Ausrüstung verwende, ich erlebe trotzdem immer etwas anderes.

Und so lerne ich ständig neue Wege und Möglichkeiten mit Herausforderungen umzugehen — ich habe das Gefühl, dass man durch das Tauchen lernt Probleme zu lösen.

Was sind also die größten Herausforderungen der Unterwasserfotografie?  

Die Herausforderungen unter Wasser zu fotografieren sind ganz anders als in einem Studio oder an Land. Das Tauchen bringt viele Variablen mit sich, die schwer vorhersehbar und nicht zu kontrollieren sind, wie zum Beispiel Strömungen, Sicht, Beleuchtung und Natur. Wenn man anfängt Bücher zu dem Thema zu lesen, dann stellt man fest, das Meeresfotografen sehr viel Humor haben müssen. Denn man weiß nie, was einen erwartet! Und du wirst dabei getestet – deine Geduld, Toleranz, Kreativität und du selbst als Person werden auf die Probe gestellt. Eine der größten Herausforderungen ist tatsächlich die Arbeit mit Meeresbewohnern. Es kann vorkommen, dass du mit einer ganz bestimmten Vorstellung tauchen gehst, und dann passiert es einfach nicht. Da lernst du die kleinen Dinge zu schätzen oder die Topografie des Geländes, die Felsen oder Höhlen. Und dann ist da noch die Vorbereitung. Bevor du deinen Auftrag antrittst, musst du sicherstellen, dass du die richtige Tauch- und Fotoausrüstung dabei hast. Denn was man an Kameraausrüstung mitnehmen kann, ist sehr beschränkt — nicht wie an Land, wo man einfach mal eine Linse wechseln kann. Wenn du mit einer Weitwinkellinse unten bist, dann kannst du auch nur diese Art Bilder machen. Außerdem dauert eine durchschnittliche Unterwasserfotosession etwa eine Stunde. Die Zeit ist also auch begrenzt.

„Ich gehe sehr selten ohne eine Kamera tauchen. Meine Kamera ist so etwas wie mein verlängerter Arm geworden."

Du schwimmst, tauchst und segelst schon seit jungen Jahren. Hat dir das bei deinen Aufnahmen geholfen?

Ich hatte das Glück, schon als kleiner Junge die meiste Zeit am und im Wasser verbringen zu können und hatte daran viel Freude — an den Herausforderungen und auch an der Vorbereitung.  Wenn ich mit anderen Meeresfotografen spreche, dann hake ich im Kopf oft noch ein paar Punkte ab: einige segeln lieber, andere wiederum nicht. Dank meines Verständnisses für alle diese Gebiete ist meine Karriere als Meeresfotograf einfacher verlaufen.

In deiner bisherigen Laufbahn bist du schon mit Hammerhaien geschwommen und du hast dich mutig für Projekte zum Schutz der Galapagos Inseln eingesetzt. Wie würdest du diese Erfahrungen beschreiben?

Überwältigend. Beim Schwimmen mit Hammerhaien und Zügeldelfinen auf den Bahamas und beim Tauchen mit Seehundbullen — da habe ich mich ganz klein und unbedeutend gefühlt. Und vor allem für jemanden wie mich, der so eine enge Verbindung zur Unterwasserwelt hat, ist das Gefühl, ihren Lebensraummit ihnen zu teilen, sehr intensiv. Wenn man etwas erlebt, das von Natur aus so viel größer ist als man selbst, dann ist da auch ein Gefühl des Risikos dabei und das macht es so aufregend.

„Deine Geduld, Toleranz und Kreativität werden dabei auf die Probe gestellt – und du selbst als Person.”

Du hast fast 69.000 Follower auf Instagram. Wie haben die sozialen Medien deine Fotos und deine visuellen Geschichten verändert?

Die sozialen Medien haben vielen kreativen Köpfen definitiv dabei geholfen sich selbst auszudrücken und Instagram ist für mich eine tolle Plattform zur Präsentation meiner Arbeit. Es hat nicht die Art verändert, in der ich Fotos mache, aber dafür die Wege, wie ich sie mit anderen teile. Während ich vorher Fotos für mich selbst und eine handvoll Menschen gemacht habe, habe ich jetzt ein großes Publikum. Es hat also sicher dazu beigetragen, dass ich meine Leidenschaft noch weiter ausdrücken kann. Viele Menschen haben begonnen sich mit meiner Arbeit auseinanderzusetzen und haben mir Kommentare und tolles Feedback hinterlassen. Früher konnte ich die eine oder andere Arbeit in ein paar Magazinen veröffentlichen oder auch mal an einem Wettbewerb teilnehmen um beachtet und anerkannt zu werden. Jetzt ist das viel einfacher.  Die sozialen Plattformen haben mir zu einem Neustart verholfen und darum mache ich weiter.  Jeden Tag teile ich ein Foto, um bei meinem Publikum präsent zu sein und es macht mir Spaß mit den Menschen zu kommunizieren, für die ich das tue.

Wenn du den Lesern des  Alert Divers eine Empfehlung geben müsstest, wie würde die lauten?

Beim Tauchen geht es vor allem darum, die eigenen Rahmenbedingungen zu kennen. Seid sensibel und aufmerksam. Wenn ihr euch darüber im Klaren bist, dass auch mal etwas schief gehen kann, dann handelt ihr — in eurem Tauchumfeld — viel umsichtiger.




HeimatortMalta 

Taucherfahrungüber 30 Jahre 

Bestes TauchzielJedes einzelne Ziel hat mich auf die eine oder andere Art herausgefordert.  Wenn ich mich allerdings entscheiden müsste, dann würde ich sagen, dass die Galapagos-Inseln am aufregendsten und abwechslungsreichsten sind.  

Warum ich Mitglied bei DAN binIch bin Mitglied bei DAN geworden, als ich begann zu reisen. Zu wissen, dass ich Teil einer Gemeinschaft bin, die sich auf die Unterwasserwelt spezialisiert hatte, gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Und außerdem war es für mich auch lehrreich, Mitglied einer Organisation zu sein, die sich darauf konzentriert das Tauchen selbst und die Taucher an sich besser zu verstehen.

Artikel herunterladen

Ähnliche Artikel

DAN Botschafter

Botschafter von DAN Europe auf Tour zur Rettung unserer Meere

Die  Gesundheit unserer Meere und anderer Gewässer ist eines der dringendsten Probleme unserer Zeit. Plastikmüll, Überfischung, Verschmutzung und der Klimawandel führen zu einer dramnatischen Veränderung...

27 April 2021
DAN Botschafter

Die Kunst zu unterrichten: Ein Interview mit Steve Martin

Steve Martin taucht seit 18 Jahren und ist heute ein weltbekannter Tauchausbilder, der sich aufs Höhlen- und Sidemounttauchen spezialisiert hat. Am bekanntesten ist er dafür,...

27 Dezember 2017
DAN Botschafter

Interview mit Aldo Montano

Olympischer Fechter, zweimaliger Weltmeister, fünfmaliger Europameister, neunmaliger italienischer Meister, hochgeschätzter Unterstützer anderer Athleten, bekannte TV-Persönlichkeit und auf dem Weg zu den nächsten Olympischen Spielen.Sternzeichen: SkorpionHerkunft: geboren 1978...

26 September 2017

Tauchen Sie in die
neuesten Geschichten ein,
bevor es andere tun.

Abonnieren Sie den
Alert Diver
Newsletter.