Foto: DAN Europe staff
Medizinische Beiträge

Wo ist die nächste Druckkammer?

Die ‚Undersea and Hyperbaric Medical Society‘ (UHMS) schätzt, dass es weltweit mehr als 4.500 Druckkammern gibt. DAN greift auf eine Datenbank von weltweit etwa 500 aktiven Druckkammereinrichtungen zurück, welche von Ärzten betreut werden, die über spezielle Fachkenntnisse in der Untersuchung und Behandlung von Gerätetauchern verfügen.
In der Region von DAN America gibt es etwa 700 Druckkammern. DAN America arbeitet im Wesentlichen mit nur 160 Hyperbareinrichtungen zusammen, die dem ‚DAN Recompression Chamber Referral Network‘ [DAN Einweisungsnetzwerk von Druckkammern] angeschlossen sind. (Anmerkung des europäischen Herausgebers: Im Gebiet von DAN Europe gibt es grob geschätzt etwa 350 Druckkammern, wovon DAN Europe etwa 100 als Einrichtungen zur Einweisung nutzt). Das Druckkammerpersonal dieser Einrichtungen ist nicht nur darin geschult, die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO2) bei anerkannten medizinischen Indikationen anzuwenden, sondern auch tauchbedingte Verletzungen zu behandeln.
Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass zwar jede Druckkammereinrichtung hyperbaren Sauerstoff verabreichen kann, dass aber nur ein kleiner Prozentsatz davon über die Möglichkeit und die Ausbildung verfügen sowie die Bereitschaft zeigen, tauchbedingte Erkrankungen oder Verletzungen zu behandeln. Die Zahl jener ‚taucherfreundlichen‘ Hyperbareinrichtungen wird tatsächlich jedes Jahr kleiner, denn diese Einrichtungen kämpfen mit Ausbildungs–, Belegschafts– und Finanzproblemen, unter anderem auch mit Problemen bei der Kostenerstattung durch Versicherungen.
2004 gingen bei der 24-Stunden-Tauchunfall-Hotline annähernd 3.000 Hilferufe ein; bei einem Drittel dieser Anrufe kam es anschließend zu einer Einweisung in eine Druckkammer, wo der Taucher auf mögliche tauchbedingte Erkrankungen untersucht wurde. Wenngleich es in vielen Regionen der Welt ein dichtes Netzwerk von Druckkammern gibt, stellt das Herausfinden der nächstgelegenen geeigneten Einrichtung doch oftmals eine Herausforderung dar.

Die Vorgehensweise von DAN bei der Suche nach einer Druckkammer
DAN bietet bei vielen Gelegenheiten seine Hilfe und Unterstützung bei der Versorgung, dem Transport und der Druckkammerbehandlung von verletzten Tauchern an. DAN gibt jedoch normalerweise keine Informationen über Druckkammern im Voraus direkt an Taucher heraus, damit diese ihre Notfallplanung mit diesen Informationen gestalten können.
Sie möchten wissen, warum? Das Beste, was Sie für einen verletzten Taucher tun können, ist die örtlich zuständigen Rettungsdienste zu nutzen. Bei Verdacht auf jede Art von Dekompressionserkrankung oder tauchbedingter Verletzung ist das Vordringlichste, Taucher zuerst in die klinische Versorgung zu bringen. Wenn der verletzte Taucher erst einmal in einer klinischen Einrichtung ist (bzw. auf dem Weg dorthin), ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem Sie Kontakt mit DAN aufnehmen sollten und DAN Ihnen dabei behilflich sein kann, die nächste geeignete Einrichtung zur Behandlung der Verletzung aufzufinden, falls sich diese als dekompressionsbezogen herausstellen sollte.
Viele Kammern sind nicht 24 Stunden am Tag geöffnet und benötigen eventuell eine vorherige Benachrichtigung – durch einen Arzt oder durch DAN –, damit sie personell ausreichend besetzt und einsatzbereit sind. DAN hat aus den Erfahrungen gelernt, dass aktuelle Standorte, Verfügbarkeit und Kontaktdaten sich häufig ändern. Es kam gelegentlich vor, dass man hervorragende medizinische Versorgungseinrichtungen links liegen ließ, nur um Taucher zu einer Druckkammer zu fahren, obwohl die Hyperbarbehandlung gar nicht das war, was der Taucher wirklich brauchte.
Es ist in jedem Fall sicherer und vernünftiger, einen jeden verletzten Taucher zuerst zu einer Notaufnahme zu bringen.
Selbst wenn Taucher mit eindeutigen Symptomen einer arteriellen Gasembolie auftauchen, besteht die Erste Hilfe der Wahl in Lebensrettenden Sofortmaßnahmen, unter Atmung von 100 Prozent Sauerstoff während des Transports zur örtlichen Notaufnahme oder Klinik.
Wenn Sie anders geartete, nicht notfallbedingte, aber aufs Tauchen bezogene Fragen haben, rufen Sie DAN an unter +39 06 4211 8685. Wird sind dafür da, dass Sie alle Informationen und die bestmögliche Versorgung erhalten.
Verletzte Taucher benötigen zuerst medizinische Versorgung.

Die Gründe
Krankenhäuser und Notfalleinrichtungen verfügen über große Mengen Sauerstoff, intravenöse Flüssigkeitsdosen und Medikamente.
Ein Arzt / Notfallmediziner muss andere mögliche Diagnosen wie Pneumothorax (kollabierte Lunge), Myokardinfarkt (Herzinfarkt), neurologische und Muskel-Skelett-Verletzungen mit Symptomen ähnlich denen einer Dekompressionserkrankung ausschließen.
Ein verletzter Patient muss vor und während des Transports stabilisiert werden; er sollte unter medizinischer Kontrolle weiter transferiert werden.
Der Transport eines Tauchers ohne eingehende Untersuchung kann sich negativ auf die Gesundheit des Tauchers und auf das Endergebnis der Behandlung auswirken.
Die Betriebsbereitschaft einer Druckkammer ändert sich. Kammern werden wegen turnusmäßigen Wartungen, Betriebsurlaub oder wegen Personalmangel aufgrund von hoher Auslastung mit Tagespatienten geschlossen. Die Kammer, zu der Sie fahren, ist vielleicht einfach nicht verfügbar.
Die meisten Fälle von Dekompressionskrankheit werden erst nach den normalen Geschäftszeiten zur Untersuchung angemeldet. Druckkammereinrichtungen haben in der Regel Öffnungszeiten zu normalen Tageszeiten und sind am Abend oder am Wochenenden nicht immer mit Personal besetzt.
Einige Druckkammereinrichtungen haben sich de facto entschieden, in ihrem Betrieb außerhalb der Geschäftszeiten kein Personal bereitzuhalten, und wollen grundsätzlich keine Taucher behandeln.
Um eine Druckkammer mit dem Bereitschaftsdienst besetzen zu können, bedarf es in der Regel einer vorherigen Meldung durch eine Einrichtung, die eine Untersuchung durchgeführt hat.

zu guter Letzt . . .
Wenn Sie es für möglich halten, dass ein Taucher eine tauchbedingte Verletzung erlitten hat, und dieser daraufhin untersucht werden muss, sollten Sie auf Nummer sicher gehen und:
Atemwege, Atmung, Kreislauffunktion beobachten, sowie 100 Prozent Sauerstoff verabreichen, wenn Sie darin ausgebildet sind (‚Oxygen Provider‘);
den örtlichen Rettungsdienst verständigen, damit dieser den verletzten Taucher zur medizinischen Versorgung transportieren oder beim Transport behilflich sein kann;
für Rücksprache und Beratung die DAN-Notfallnummer anrufen, +39 06 4211 8685;
Vielleicht gibt es keinen direkten Notfall, aber Sie sind sich unsicher über Symptome nach dem Tauchen, oder Sie möchten ganz einfach Fragen zu den Anzeichen und Symptomen einer DCI stellen;
rufen Sie auch in diesem Fall einfach die DAN Europe Hotline an: +39 06 4211 8685.


Ähnliche Artikel

Medizinische Beiträge

Immersionsinduziertes Lungenödem: ein Sicherheitsproblem beim Tauchen?

Immersionsinduzierte Lungenödeme (englisch: immersion pulmoanry edema oder IPE) sind vielleicht nicht das häufigste gesundheitliche oder sicherheitstechnische Problem beim Tauchen, aber sie gehören sicherlich zu den...

07 August 2023
Medizinische Beiträge

Herzfrequenzvariabilität und dekompressionsbedingter physiologischer Stress

Anmerkung der Redaktion: Wir präsentieren hier die Analyse eines wissenschaftlichen Contributors zu einer Studie, an der DAN-Forscher beteiligt waren und die den komplexen Zusammenhang zwischen...

06 Juni 2023
Medizinische Beiträge

Mehr Sicherheit bei der Dekompression durch optimierte Hydrierung und Temperatur?

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Forscher und später auch Taucher verstanden, dass angemessene Hydrierung eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Risikos von Dekompressionskrankheit...

29 August 2022

Tauchen Sie in die
neuesten Geschichten ein,
bevor es andere tun.

Abonnieren Sie den
Alert Diver
Newsletter.